8 Jahre sind seit dem Schwarzen Protest (3.10.2016) vergangen – dem ersten großen Protest gegen die Verschärfung des Abtreibungsgesetzes und der Solidarität mit Frauen* in Polen. Was hat sich geändert? Der Schwarze Protest stoppte damals die Bestrebungen der polnischen Regierung (unter Führung der PiS), das Abtreibungsrecht einzuschränken. Doch schon 2020 hatte Julia P., die Ehefrau des ehemaligen polnischen Botschafters in Berlin, die während ihrer Tätigkeit am Verfassungsgericht in Warschau in einer eleganten Residenz in Berlin lebte, durch ihr Gericht die Verfassungswidrigkeit von Abtreibungen wegen schwerer fötaler Missbildungen festgestellt. Julia lebt nicht mehr hier. Ihr Ehemann ist kein Botschafter. Unsere Proteste vor ihrer Residenz haben ihre Wirkung gezeigt. Die neue Regierung, die nach den Wahlen 2023 gebildet wird, hat alle Hände voll zu tun, um die demokratischen Strukturen in Polen wiederherzustellen, aber die Abtreibungsrechte sind leider keine Priorität für die Herren an der „Spitze“.
War das zu erwarten? Ja.
Inzwischen hat das Thema Recht auf Abtreibung und deren Entkriminalisierung auch in Deutschland Fahrt aufgenommen. Der Bundestag bereitet sich langsam darauf vor, sie aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. Aber es geht sehr langsam, wie es in Deutschland üblich ist.
War das zu erwarten? Ja.
In der Zwischenzeit setzen wir uns weiter für die Rechte der Frauen und die bilaterale deutsch-polnische Schwesternschaft ein, die wir dringend brauchen, um die braune Flut des Nationalismus zu bekämpfen. Wir setzen auch unsere historischen Projekte fort, um darauf hinzuweisen, dass polnische Frauen* nicht nur Opfer (von Krieg oder drakonischen Gesetzen) sind, sondern auch Kämpferinnen, Widerstandsaktivistinnen. Diese neue Perspektive wird in der offiziellen deutschen Geschichtswissenschaft und im Bundestag immer noch missverstanden und daher ignoriert.
War das zu erwarten? Ja.
Wir sprechen auch über den Schwarzen Protest in Berlin und unsere Solidaritätsaktion „Global Scream“ in der Sonderausstellung „Freiheit, Gleichheit, Solidarität. Polnische Standpunkte in Berlin“ im Rahmen der BERLIN GLOBAL Ausstellung im Humbold Forum. Sie sind herzlich eingeladen! Die Ausstellung läuft bis Januar 2026.
Denn dagegen zu sein ist nicht genug.
***
2022: Botschaft der Polinnen* – Traktat o dobrym siostrzeństwie i feministycznej współpracy / Ein Vertrag über gute Schwesternschaft und feministische Zusammenarbeit
https://www.dziewuchyberlin.org/2022-botschaft-der-polinnen-traktat-o-dobrym-siostrzenstwie-i-feministycznej-wspolpracy-ein-vertrag-uber-gute-schwesternschaft-und-feministische-zusammenarbeit/